Zwei Monate haben wir nun schon ununterbrochen am Pazifik verbracht. Für uns Schweizer ganz schön lange, und es fühlt sich richtig gut an. Wir haben auf Hawaii, Fiji und in Queensland wunderbare Küstenstriche erlebt. Was aber alles toppen soll und als einer der schönsten Strände der Welt gilt, ist Whitehaven Beach auf Whitsunday Island. Wie viele andere Inseln in der Gegend hat sie ihren Namen von Captain James Cook erhalten. Er segelte an Pfingsten (britisch Whitsunday) im Jahr 1770 an ihr vorbei, war offensichtlich um einen Namen verlegen und nannte sie eben nach dem Feiertag. Die Bilder der Insel sehen so schön aus, dass sie eigentlich nur gephotoshopped sein können. Das möchten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. Von Airlie Beach aus bietet sich uns zudem die Gelegenheit, den Besuch der Insel mit dem Segeln zu verbinden. Nach einer kurzen Recherche finde ich ein Angebot, das mein Herz gleich höher schlagen lässt: Ein Segeltörn mit der America’s Cup Jacht Southern Cross! Am Telefon bestätigt der Besitzer, dass die Kinder mitkommen dürfen. Klasse: big boat sailing mit der ganzen Familie!

Früh morgens stechen wir vom Airlie Beach Harbour bei 20 Knoten Wind und etwas Regen in See. Mit uns auf dem Boot sind nur noch der Skipper und ein Deckhand. Die beiden weiteren Passagiere haben abgesagt. So kann ich mich beim Segelsetzen an der Kaffeemühle austoben, beim Segel einholen Bowman spielen oder das Ruder übernehmen. Es ist ein super Gefühl, nach so langer Zeit mal wieder selber zu segeln und erst noch auf einer Cup Jacht! Die Southern Cross ist 68 Fuss lang und nahm 1974 für Australien am America’s Cup teil. Obwohl beinahe so alt wie wir, ist sie dennoch in einem guten Zustand und sehr elegant. Sie ist für Leichtwind ausgelegt und entsprechend schlank und schnittig gebaut. Den kompetitiven Part in mir schmerzt es ein wenig, dass wir ein Dingi mit Aussenborder hinter uns herziehen was uns sicher ein paar Knoten kostet. Aber das scheint hier so üblich zu sein und wir machen auch so ordentlich Fahrt. Leider lässt der Wind etwas nach als wir zwischen Hook Island und Whitsunday Island hindurchfahren. Wir holen die Segel ein, tuckern mit dem Diesel weiter und ankern in einer Bucht nahe von Whitehaven Beach.

Und dann sehen wir sie, die unglaublich malerische Flussmündung, welche durch Ebbe und Flut sich von Tag zu Tag ändernde Mäander in den schneeweissen Sand zaubert. Diese einmalige Landschaft deckt die gesamte Farbpalette von leuchtendem Weiss des Sandes, über saftiges Grün der tropischen Vegetation, das tiefe Blau des Himmels, bis hin zum schimmernden Türkis des Wassers ab. Wir können es also bestätigen: kein Photoshop! Das Wasser ist an vielen Orten nur 1-2 Meter tief und kristallklar. Vom Aussichtspunkt wandern wir an den Strand hinunter. Der Sand ist so weiss und reflektierend, dass er selbst bei sengender Sonne immer schön kühl bleibt. Es handelt sich zudem um die kleinsten und reinsten Sandkörner der Welt, was sie zum perfekten Ausgangsmaterial für die Glasherstellung macht. Das zu 98% reine Siliziumdioxid, welches hier einfach so rumliegt hat einige interessante Geschichten entstehen lassen. So z.B. sollen in den ’70er Jahren NASA Leute in einer Nacht- und Nebelaktion mehrere Tonnen des Sandes gestohlen um daraus die hochpräzisen Linsen des Hubble Space-Teleskops zu fertigen.

Wir spazieren dem Strand entlang, waten durch das warme Wasser der seichten Lagunen und halten Ausschau nach Rochen und kleinen Haien, die hier oft beobachtet werden können. Leider vergeht die Zeit viel zu schnell und wir begeben uns wieder auf die Southern Cross für den Lunch. Gleichentags segeln wir zurück nach Airlie Beach wo wir richtig müde und ich mit Aussicht auf Muskelkater am Abend einlaufen. Die Jungs haben es trotz Wellengang super gemacht.