Nach den ersten paar Strandtagen kriegen wir grosse Lust, die Insel zu erkunden und mehr über die Leute zu erfahren. Waya gehört zum Yasawa Archipel und beherbergt vier Dörfer. Vor ca. 25 Jahren entstand das Octopus Resort, in welchem wir untergebracht sind, das erste und bisher einzige auf der Insel. Für dessen Entstehung brauchte es neben den Investoren auch die Einigung der Clans zweier Dörfer: den Landbesitzern und denjenigen, welchen die höher gelegene Wasserquelle gehört. Der Entscheid zugunsten des Resorts hat das Leben auf Waya nachhaltig verändert. Die Dorfbewohner erschlossen sich zunächst mit dem Bau und danach mit dem Betrieb neue, sichere Einnahmequellen. Fischerei und Landwirtschaft traten in den Hintergrund. Mit etwas über 3.- Fiji $ / Stunde (ca. 1.50 CHF) verdienen die Leute jedoch auch heute noch sehr wenig.

Wir besuchen das Dorf aus welchem auch die meisten Angestellten des Resorts kommen. Es liegt rund 20 Gehminuten entfernt auf der anderen Seite der Landzunge an der das Resort liegt. Die Bewohner leben in sehr einfachen Verhältnissen. Die ebenerdigen Häuser oder Hütten bestehen aus ein oder zwei Zimmern. Einige sind noch in traditioneller Art aus Palmblättern gebaut, andere sind schon mit Wellblech gedeckt. Gekocht wird im Freien. Im Kindergarten tragen uns die gut gelaunten, in Schuluniformen gekleideten Kindern stolz ihre Reime und Lieder in drei Sprachen vor: dem lokalen Dialekt, Fitschianisch und Englisch. Es ist erstaunlich wie gut die kleinen Kinder schon Englisch sprechen. Am Sonntag besuchen Nicole, Leon und Maro den Gottesdienst. Die Kirche ist das prächtigste Gebäude im ganzen Dorf. Die Leute sind schön gekleidet und die Stimmung ist fröhlich, aber ernst. Es wird viel und laut gesungen.

Ein weiterer Ausflug führt uns zu einer Boarding School, welche die Kinder der Insel bereits ab sechs Jahren besuchen. Sie wurde schon in den 40’ger Jahren gegründet und macht einen gut organisierten Eindruck. Jeweils am Sonntag Nachmittag müssen die Kinder ihre Familien verlassen und am Freitag kehren sie dann fürs Wochenende wieder zurück. Das ist sowohl für die Kinder wie auch für die Eltern sicher nicht leicht. Leon und Teo sind froh, dass sie nicht in einem Internat sind. Hier gibt es jedoch keine andere Möglichkeit, denn diese Schule ist die einzige auf der Insel. Für die Mittelschule müssen die Kinder dann auf die Hauptinsel gehen. Dies bedeutet, dass die Familien für gewisse Zeit umziehen müssen, falls sie keine Verwandte haben, wo die Kinder nahe der Schule unterkommen.

An einem Morgen schliesse ich mich einer Gruppe von Besuchern an, um unter der Führung von Moses auf einen Gipfel der Insel zu wandern. Er ist barfuss, rät uns aber gutes Schuhwerk zu tragen. Ich ziehe meine Wanderschuhe an, komme mir jedoch beim Anblick der bunten Turnschuhe und Handtaschen der andern Gäste etwas overdressed vor. Es stellt sich dann aber heraus, dass es die rund 4-stündige Wanderung in sich hat. Sie beinhaltet sehr steile, rutschige Stellen und weist ein paar Kletterabschnitte auf. Letztere sind zwar mit Ankern versehen, aber unsere Führer haben kein Seil dabei. Ich bin froh um mein solides Schuhwerk und staune über die Einheimischen, denen das Barfuss-Klettern auf den scharfen Lavasteinen offenbar nichts ausmacht. Wir werden mit einem tollen Ausblick auf Waya und die benachbarten Inseln des Yasawa Archipels belohnt. Aus 400 Metern Höhe sieht man durch das klare Wasser die Lage und Form des Riffs sehr schön.