Hawai’i island beherbergt einer der aktivsten Vulkane der Welt, den Kīlauea. Diesen möchten wir unbedingt besuchen und hoffen, glühende Lava sehen zu können. Entlang der Westküste fahren wir Richtung Süden durch dicht bewachsenes und nur locker besiedeltes Gebiet. Die bunten hawaiianischen Holzhäuser stehen idyllisch am Hang in der dichten, tropischen Vegetation. Wir kommen an mehreren einladenden, kleinen Kaffees vorbei. George könnte sich hier ohne weiteres eine Koffein-Vergiftung zuziehen, da er bei jeder Gelegenheit einen Kaffee trinken möchte. Kona Kaffee, welcher an den fruchtbaren Hängen des Vulkans Mauna Loa und Hualālai angebaut wird, gehört zu den besten und teuersten Arabica Kaffeesorten der Welt. Der üppige Urwald wird an mehreren Stellen durch karge, braunschwarze Gebiete unterbrochen. Hier ist vor noch nicht allzu langer Zeit ein Lavastrom durchgeflossen. Es ist eindrücklich zu sehen, wie die Menschen und die Natur diese Gebiete wieder zurück erobern. Baumaschinen zeugen vom Wiederaufbau der Strasse. Gräser, Farne und junge Bäumchen sind der Neubeginn der Vegetation.

Nach ca. zwei Stunden Fahrzeit haben wir die Insel durchquert und erhalten am Eingang des Hawai’i Volcanoes Nationalpark unsere letzte Nationalpark Broschüre der USA. Wie auf dem Festland ist auch in diesem Nationalpark alles bestens organisiert. Im Visitorcenter holen wir uns die nötigen Informationen, wobei uns der Ranger von einer Tour in den Kilauea Iki Krater mit drei Kindern abrät. Aber so langsam wissen wir, dass die Amerikaner im Beschrieb der Schwierigkeit ihrer Hikes für Schweizer Verhältnisse ein wenig übertreiben. Somit steigen wir mit Regenjacken gewappnet durch den hawaiianischen Regenwald in den Krater hinab. Das Klima auf Big Island ist sehr vielfältig: Die Berge halten die Regenwolken fest und führen im Nordosten und im Osten zu viel Niederschlag. In Hilo an der Ostküste fallen pro Jahr über 3 m Niederschlag! lm Westen hingegen, an der Kona Coast, regnet es manchmal das ganze Jahr über nicht. Ebenso gegensätzlich verhält es sich mit den Temperaturen. Während in Kona 35˚ Celsius im Schatten gemessen werden, klettert das Thermometer auf den Gipfeln der höchsten Vulkane auf 4200 m nur knapp über den Gefrierpunkt. Gut, dass wir einen Regenschutz haben. Ein unglaubliches Gefühl: bei Regen durch den gut riechenden tropischen Wald vorbei an riesigen Farnen auf matschigem Boden in den Krater hinunter zu steigen. Die grossen Jungs testen die Wasserdichtigkeit ihrer Wanderschuhe. Transa und Gotti Géraldine bzw Yazmin sei Dank, bleiben ihre Füsse einigermassen trocken. Unten im Lavasee angekommen, eröffnet sich uns eine grauschwarze Mondlandschaft. Die Tuffsteine sind so leicht, dass sich die Jungs beim Werfen als Superhelden fühlen können. Wir wandern über die immer noch vom Ausbruch im Jahre 1959 dampfende Oberfläche des Lavasees. An gewissen Stellen können wir die klammen Finger am austretenden Wasserdampf wärmen. Die Verwerfungen des Kraterbodens sehen zum Teil aus wie eine asphaltierte Strasse, die durch ein Erdbeben aufgebrochen wurde. Wir sind beeindruckt. Nass und schmutzig, aber um eine eindrückliche Wanderung reicher kehren wir zu unserem Auto zurück.

Nun würde noch flüssige Lava fehlen, um unser Vukanerlebnis perfekt zu machen. Der Kīlauea Vulkan ist seit 1983 ununterbrochen aktiv, die Bedingungen zur Beobachtung von Lavaströmen sind jedoch veränderlich und nicht voraussehbar. So müssen wir uns damit abfinden, dass momentan ein grosser Teil des Nationalparks aus Sicherheitsgründen geschlossen ist und aktuell leider keine Lava ins Meer fliesst. Somit gibt es für uns keine Möglichkeit, nahe an Lava heranzukommen. Lediglich vom Jaggar Museum Aussichtspunkt kann man den Krater von weitem sehen. Da es noch nicht dunkel ist, sehen wir das rote Leuchten nicht, werden aber stattdessen mit einen wunderschönen Regenbogen belohnt. Wir haben noch 3h Fahrtzeit vor uns und sind hungrig, deshalb fahren wir bereits vor dem Eindunkeln nach Hilo und essen zu Abend. Erst nach Mitternacht kommen wir über die Nordroute wieder zurück nach Kona.