Am Morgen brechen wir früh auf und sind schon um 8 Uhr beim Desert View Aussichtspunkt, einer Aussichtsplattform mit Turm direkt am nördlichen Rand des Canyons. Von hier aus lässt sich das erste Mal erahnen, wie gross die Canyonlandschaft tatsächlich ist. Wow, was für eine Aussicht: so weit das Auge reicht winden sich die Flusstäler bis zu 1000 m tief durch das leicht schiefe Colorado-Plateau und erlauben einen tiefen Einblick in die Schichten der Erde. Die Sonne steht noch tief und sorgt für ein eindrückliches Schattenspiel. Kein Wunder, dass dieser Anblick Menschen schon seit Jahrhunderten fasziniert hat.
Während den Vorbereitungen zu unserer Reise habe ich von der Phantom Ranch gelesen, der einzigen Übernachtungsmöglichkeit am Talgrund des Canyon und nur zu Fuss erreichbar. Die bekannten Rim-to-rim Wanderungen führen in 2 anstrengenden Tagestracks vom südlichen Rand über die Phantom Ranch zum nördlichen Rand des Canyon. Auch wenn die Wanderung sehr reizvoll wäre, für die kürzeren Beine unserer Jungs ist dies definitiv zu viel und so haben wir uns für eine vernünftige Alternative entschieden. Wir sind rund 4 h auf dem bright angle trail unterwegs und steigen die steile Flanke des Canyon hinab. Der Weg erlaubt wunderschöne Einblicke in das Haupttal und kleinere Seitentäler des Grand Canyon. Überall warnen Schilder vor Dehydrierung und zählen die Anzeichen der Erschöpfung auf. Die Park-Ranger scheinen auf wenig Selbstverantwortung der Besucher zählen zu können, was wir auch bald selbst erleben. Auf dem gut ausgebauten Pfad tummeln sich ganze Schulklassen und viele Touristen, zum Teil in leichten Turnschuhen und mit sehr viel “Gepäck” auf den Hüften. Um die Mittagszeit erfahren wir ansatzweise, dass der Canyon zu einem veritablen Backofen werden kann; am Grund werden im Sommer regelmässig 55°C erreicht. Auf dem Rückweg überholen wir diverse keuchende Erwachsene wie auch Kinder, die tapfer gegen die Schwerkraft und die Hitze ankämpfen. Oben angekommen gönnen wir uns ein Softice und geniessen nochmals die Aussicht.
Um den Grand Canyon in seiner vollen Grösse bewundern zu können müsse man ihn aus der Luft gesehen haben. Dies behaupten zumindest die Prospekte der Fluggesellschaften, die Rundflüge anbieten. Nun, sagen wir mal, es ist mir sehr leicht gefallen, ihnen zu glauben. Uns so folgt (zumindest für mich) 😉 das Highlight des Tages: Wir haben einen 45 min Helikopter-Flug über den Grand Canyon gebucht! Nach der kurzen Fahrt nach Tusayan wo sich der Flughafen befindet, dem Einchecken inkl. Gewichtmessen besteigen Leon, Teo und ich um 16 Uhr den Maverick Helikopter. Maro und Nicole müssen leider zurückbleiben. Dank unserem Fliegengewicht können wir alle 3 vorne im Cockpit des Eurocopters Platz nehmen, Leon als Co-Pilot, daneben Teo und zu äusserst ich. Super! Die beiden weiteren Passagiere nehmen in der 2. Reihe Platz. Endlich mal wieder hautnah das Fliegen erleben und dies erst noch in so einer einmaligen Landschaft. Patrick, unser irischer Pilot erklärt viel und macht einen sehr routinierten Eindruck. Am Morgen erhielten wir beim Desert View Aussichtspunkt und danach auf der Wanderung erste Eindrücke des Grand Canyon. Aber erst aus dem Hubschrauber wird klar, wie riesig die verästelten Täler tatsächlich sind und wie vielfältig die Landschaft ist. Wir fliegen in 50 -100 m Höhe mit 170 km/h über den lichten Wald auf den Rand des Canyon zu. Einen erhabenen Augenblick erleben wir, als der Helikopter mit einem mal über den Rand hinweg fliegt und die Sicht auf die unendlich vielen Schluchten und Täler des Grand Canyon frei gibt. Das Gefühl und die Aussicht sind schwer zu beschreiben. Vielleicht können es die Bilder ein wenig vermitteln. Was Teo und Leon neben dem Fliegen viel Spass bereitete, waren die Noise-Cancellation Kopfhörer mit Gegensprechanlage. Glücklich und um viele Eindrücke reicher landen wir etwas später wieder in Tusayan. Nach diesem Tag können wir den Grand Canyon jedem weiterempfehlen.
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