Als wir uns auf dem Weg in den Mesa Verde Park auf der 491 befinden, sehe ich beim vorbeifahren ein Feld mit lauter Schrott-Autos. Wir kehren um. Am offenen Gate baumelt ein “Private Property, no Trespassing” Schild. Das Waffengesetzt in Colorado anerkennt die Castle Doctrine (“A legal resident of a property has the right to use deadly force to defend themselves, other occupants, and property from armed or unarmed intruders.”) und so sollte man das Schild wohl ernst nehmen. Dennoch möchte ich mir unbedingt die verrosteten und zerbeulten Wracks aus den 40er und 50er Jahren aus der Nähe ansehen. Sie liegen wie Skelette einzeln oder in kleineren Gruppen auf einem mehrere Fussballfelder grossen Areal. Ein unheimlicher Anblick. Aber wen fragen? Das Gebäude in der Nähe ist nicht nur heruntergekommen sondern hat ein eingestürztes Dach. Hier wohnt vermutlich niemand mehr. Weiter hinten befindet sich ein Trailer und einige kleinere Holzbauten bei denen Nicole jemanden zu sehen glaubte, als wir vorbei fuhren.

Also betrete ich -die Hände absichtlich nicht in den Hosentaschen- das Gelände und gehe auf den Trailer zu um den Besitzer zu finden. Beim Näherkommen höre ich Musik aus einem Auto, welches bei den Holzbaracken steht, die sich als halbfertige Schweineställen entpuppen. Der Besitzer ist sie gerade am bauen. Braungebrannt, gross, kräftig und voller Tattoos  steht er in Hosen und Schuhen vor mir begrüsst mich freundlich. Short story: er musste mehrere Jahre wegen Drogenbesitz, Konsum von harten Drogen, Herstellung von Crystal Meth, und domestic violence im Gefängnis absitzen. Nun sei er aber seit vielen Jahren clean. Die Drogen seien das beste, was ihm hätte passieren können: durch das Loskommen davon sei er zu dem Mensch geworden, den er nun sei. Er ist vor kurzem hierher gezogen, ist Jahr 40 alt geworden, hat 3 Kinder, der älteste Sohn hat diese Woche College Graduation. Er lebt getrennt von seiner Frau, sie sei immer noch Crystal Meth abhängig. Wir unterhalten uns über Breaking Bad. Er hätte sie zunächst nicht ansehen können, da sie ihm zu Nahe gegangen sei. Er hätte bestens zur Serie gepasst. Das Land hat er mit all den Wracks erstanden und beginnt nun eine Farm für “organic pigs” aufzubauen. Dazu müsste er die ganzen Schrotthaufen irgendwie entsorgen. Niemand will sie mehr haben. Was für eine Lebensgeschichte, einem Unbekannten in 10 min erzählt. Das ist für mich auch USA.

Wir verbringen einige unvergessliche Stunden auf seinem Grundstück, bestaunen die alten Wracks, spielen in dem eingestürzten Schuppen, welcher früher eine Werkstatt war und noch lauter Motoren und sonstigen Kram enthält.